Der Blick des Islams auf die Leute der Schrift

“Und Gott lädt zur Wohnung des Friedens ein und leitet,
wen Er will, auf einen rechten Pfad.”
(Koran, 10:25)

Ein weiteres wichtiges Thema, das mit den Terrorakten gegen die Vereinigten Staaten auf die Agenda gekommen ist, ist das Verhältnis zwischen dem Westen und der islamischen Welt. Wie bekannt ist, gingen bis in die 1990er einige Intellektuelle fälschlicherweise davon aus, dass ein Kampf zwischen dem Westen und der islamischen Welt in naher Zukunft stattfinden würde. Dies ist die Grundthese der bekannten Arbeit Samuel Huntingtons unter dem Titel "Kampf der Kulturen". Diese These beruhigt auf einem imaginären Szenario, das aus der Übertreibung des Einflusses einiger radikaler und wissensarmer Elemente geboren wurde, wie es sie in beiden dieser Zivilisationen gibt. Huntingtons Idee des "Kampfes der Kulturen" ist eine Theorie ohne jedwede wissenschaftliche, intellektuelle oder gewissensmäßige Grundlage. Durch die Geschichte hindurch haben immer unterschiedliche Zivilisationen in verschiedenen Teilen der Welt existiert und diese Zivilisationen haben miteinander auf sozialer und kultureller Ebene interagiert. Sie haben an einem "Austausch der Kulturen" teilgenommen. Jede Rasse, jede Nation, jede Gemeinschaft hat eine eigene Zivilisation und jede Zivilisation hat ihre eigenen einzigartigen Qualitäten. Menschen nehmen von allen Zivilisationen etwas mit in Übereinstimmung mit den Prinzipien des wechselseitigen Verständnisses und der Verständigung.

Die Idee des Konflikts hingegen wurde in der jüngsten Geschichte etwa durch den Kommunismus herausgefordert, was in den blutigen Massakern des 20. Jahrhunderts kulminierte. Was die Welt aber im Moment braucht, ist nicht der Krieg, sondern der totale Frieden.

Außerdem kann Konfliktpolitik niemals jemandem zum Nutzen gereichen und es kann zudem auch gar nicht zu einem Konflikt zwischen der westlichen und der islamischen Zivilisation kommen, da sich die Glaubensinhalte des Judentums und des Christentums als jene Glaubensinhalte, auf denen sich die westliche Zivilisation gegründet hat, in perfekter Harmonie mit dem Islam befinden.

Im Koran werden Juden und Christen als "Leute der Schrift" bezeichnet. Die rührt daher, dass die Angehörigen dieser beiden Religionen den heiligen Büchern folgen, die von Gott offenbart worden sind. Der Blick des Islams auf die Leute der Schrift ist außerordentlich gerecht und mitfühlend.

Die Einstellung gegenüber der Leute der Schrift hat sich durch die Geburtsjahre des Islams hindurch im Einklang mit den Prinzipien des Korans entwickelt. In jener Zeit waren die Muslime eine Minderheit, die zu kämpfen hatte, um ihren Glauben zu schützen und die Unterdrückung und Folter litt unter der Herrschaft der Heiden in der Stadt Mekka. Auf Grund dieser Verfolgung waren die Muslime gezwungen, aus Mekka zu fliehen und Schutz in einem sicheren Land mit einem gerechteren Herrscher zu suchen. Der Prophet Muhammad (fsai) gebot den Muslimen, beim christlichen König von Äthiopien Zuflucht zu suchen. Die Muslime, die sich nach Mekka begaben, fanden dort eine außerordentlich faire Administration vor, die sie mit Liebe und Respekt begrüßte.

Der König wies die Forderungen der heidnischen Boten zurück, die nach Äthiopien gereist waren, um dort die Auslieferung der Muslime zu verlangen, und er deklarierte, dass die Muslime in seinem Land frei leben könnten.

Auf diese christlichen Qualitäten wie Mitgefühl, Gnade und Gerechtigkeit nimmt auch der Koran Bezug, in dem es heißt:

"Wahrlich, du wirst finden, dass die Juden und die, welche Gott Götter zur Seite stellen, unter allen Menschen den Gläubigen am feindlichsten sind. Und du wirst finden, dass den Gläubigen diejenigen am freundlichsten gegenüberstehen, welche sagen: "Wir sind Christen", weil unter ihnen Priester und Mönche sind, und weil sie nicht hochmütig sind." (Koran, 5:82)

Wenn Muslime, Christen und Juden sich um ein gemeinsames Wort vereinen, wenn sie erkennen, dass sie Freunde sind, und nicht Feinde, wird die Welt eine andere sein – eine bessere.

Gemeinsame Glaubensüberzeugungen und Werte von Muslimen und von der Leute der Schrift

Der christliche und der muslimische Glaube haben viele Aspekte gemein. Auch das Judentum teilt viele Glaubensüberzeugungen mit dem Islam. Im Koran macht Gott darauf aufmerksam, dass Muslime mit der Leute der Schrift den gleichen Glauben teilen und sie zu ihnen sagen: Und streitet mit den Leuten der Schrift nur in bester Weise, außer denjenigen von ihnen, die Unrecht tun.

"... ’Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt wurde und was zu euch herabgesandt wurde. Unser Gott und euer Gott ist ein und derselbe. Und Ihm sind wir ergeben…’" (Koran, 29:46)

Alle gläubigen Angehörigen dieser drei großen Religionen;

◉ glauben, dass Gott das gesamte Universum aus dem Nichts geschaffen hat und dass Er mit seiner Allmacht über alles herrscht, was existiert

◉ glauben, dass Gott die Menschen und alle Lebewesen in einer wunderbaren Weise erschaffen hat und dass der Mensch eine Seele besitzt, die Gott ihm verliehen hat

◉ glauben an Wiederauferstehung, Himmel und Hölle, an Engel und dass Gott unsere Leben mit einer eindeutigen Bestimmung versehen hat

◉ glauben, dass Gott durch die Geschichte hindurch viele Propheten gesandt hat, wie den Propheten Noah (fsai) , den Propheten Abraham (fsai) , den Propheten Isaak (fsai) , den Propheten Josef (fsai) und den Propheten Moses (fsai) , und sie lieben alle diese Propheten.

In einem Vers wird verdeutlicht, dass die Muslime keine Unterscheidung unter den Propheten machen, wenn es heißt:

"Der Gesandte (Gottes) glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, und ebenso die Gläubigen; alle glauben an Gott, Seine Engel, Seine Bücher und Seine Gesandten – Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von Seinen Gesandten. Und sie sagen: 'Wir hören und gehorchen. (Gewähre uns) Deine Vergebung, unser Herr! Und zu Dir ist der Ausgang.'" (Koran, 2:285)

Die Glaubensinhalte der Leute der Schrift harmonisieren mit jenen der Muslime, nicht nur, was Themen betrifft, die mit dem Glauben an sich zu tun haben, sondern auch mit Blick auf die moralischen Werte. Heute, in einer Welt, in der Unmoral und ihre Erscheinungsformen wie Ehebruch, Drogensucht und eine Form von Egoismus und selbstsüchtiger Grausamkeit Platz gegriffen haben, teilen die Muslime und die Leute der Schrift die gleichen Tugenden: Ehre, Keuschheit, Demut, Selbstaufopferung, Ehrlichkeit, Mitgefühl, Erbarmen und bedingungslose Liebe.

Auch wenn Konzepte wie "Das Ende der Geschichte" oder der "Kampf der Kulturen" seit den 1990er Jahren populär geworden sind, bleibt eine Tatsache in diesen harten Zeiten aufrecht; diese Konzepte weisen keinen wie auch immer gearteten Wert auf und sie versagen, wenn es darum geht, auch nur eine einzige Lösung zu finden. Die Erfahrung zeigt, dass wir kein Glück auf dem Elend anderer bauen können. Und weil dem so ist, müssen wir einen Weg finden, gemeinsam diese Wunden zu heilen und so bald als möglich wieder zu "genesen". Ein Weg dorthin ist es, zu verstehen, welchen Wert der Koran der Leute der Schrift zumisst.

Der Wert, der der Leute der Schrift im Koran zugemessen wird

Sowohl Muslime als auch die Menschen der heiligen Bücher engagieren sich heute im Kampf gegen die Verbreitung von Unmoral wie sexuelle Perversion oder Drogenkonsum. Jeder der drei Buchreligionen akzeptiert Keuschheit, Ehrlichkeit und Selbstopferbereitschaft als die größten Tugenden.

"Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Auch die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, so wie euere Speisen ihnen erlaubt sind. Und (erlaubt sind euch zu heiraten) tugendhafte Frauen, die gläubig sind, und tugendhafte Frauen von denen, welchen die Schrift vor euch gegeben wurde, sofern ihr ihnen ihr Brautgeld gegeben habt und tugendhaft mit ihnen lebt, ohne Unzucht, und keine Geliebten nehmt. Wer den Glauben verleugnet, dessen Werk ist fruchtlos, und im Jenseits ist er einer der Verlorenen." (Koran, 5:5)

Diese Verse beschreiben den Wert, den Muslime der Leute der Schrift zumessen, mittels verschiedener Elemente eines wichtigen Details. Diesem Vers zufolge ist es einem muslimischen Mann erlaubt, eine Frau aus den Reihen der Leute der Schrift zu heiraten. Das ist eine sehr bedeutende Erlaubnis, denn, wie es im Vers heißt, "Schlechte Frauen sind für schlechte Männer, und schlechte Männer sind für schlechte Frauen! Und gute Frauen sind für gute Männer, und gute Männer sind für gute Frauen..." (Koran, 24:26). Muslime haben eine Verantwortung dahingehend, gute, reine Menschen zu heiraten. Dies indiziert, dass man auch Juden und Christen als gute, reine Menschen sieht.

Zusätzlich gibt es ein sehr wichtiges Kriterium in diesem Vers. Ein Muslim wird, wenn er beabsichtigt, eine jüdische oder christliche Frau zur Ehegattin zu nehmen, sie "Liebling" oder "Geliebte" nennen, mit ihr eine Familie gründen wollen, sein Leben und sogar sein ewiges Leben mit ihr verbringen wollen. Sie soll die einzige Person in seinem ganzen Leben sein, mit der er alles Glück und alle Sorgen teilen will. Diese beiden werden füreinander sorgen, wenn einer krank wird, und sie werden einander vertrauen.

Geht es nach dem Denken der Fanatiker, soll ein Mensch also Feindseligkeit gegenüber der Frau empfinden, die er "geliebt" nennt, mit der er sein Leben verbringen und der er sein Leben anvertrauen will, der Mutter seiner Kinder – und sie plötzlich für verflucht erklären, nur weil sie Christin oder Jüdin ist. Wie könnte er, nachdem er sein ganzes Leben mit ihr verbracht hat, sagen "dieser Busch hat mir gesagt, dass meine Frau eine Jüdin ist und sich hinter ihm versteckt", und sie danach töten? Jemand müsste in schwer wiegender Weise geisteskrank sein, um das zu tun. Der Vers beschreibt die Liebe, die einem Juden oder Christen gegenüber von einem rational denkenden Muslim gezeigt werden muss, der dem Koran folgt.

Der Vers beinhaltet auch noch eine spezielle Erlaubnis für Muslime: die Erlaubnis, Nahrung zu sich zu nehmen, die von der Leute der Schrift zubereitet wird. Dies ist sehr wichtig. Wie wir wissen, geben Muslime, wenn es um das Zubereiten von Nahrung geht, genauestens Acht, wenn es um spezielle Verbote in diesem Bereich geht; etwa mit Blick auf Schweinefleisch oder Fleisch von einem Tier, das nicht im Namen Gottes geschlachtet worden ist, denn das ist im Islam verboten. Die Tatsache, dass Essen, das von Juden und Christen zubereitet wird, für gesetzmäßig erklärt wird, zeigt, dass diesen Menschen zu vertrauen ist. Das Gleiche gilt umgekehrt auch für Christen und Juden: Dieser Vers macht es auch für sie gesetzmäßig, Nahrung zu essen, die Muslime für sie zubereitet haben.

Es macht zudem Sinn, hier auf einen weiteren Ausdruck der Freundschaft hinzuweisen. Die Leute der Schrift und Muslime können unter demselben Dach zusammen essen, einander Gäste sein, am gleichen Tisch zusammen sitzen und einander Gastgeber zu sein. Das ist eine Beschreibung für Freundschaft. Was hier beschrieben ist, ist kein Umfeld, das auf Hass und Töten gegründet ist, sondern eines von Liebe, Freundschaft und Brüderlichkeit.

Das ist nicht der einzige Vers, der die Position der Leute der Schrift zum Ausdruck bringt. Gott preist die Leute der Schrift in zahlreichen Koranversen. Darunter befinden sich unter anderem folgende:

"Sie sind aber nicht alle gleich. Unter den Leuten der Schrift gibt es eine aufrechte Gemeinde, welche die Verse Gottes zur Zeit der Nacht liest und sich niederwirft. Diese glauben an Gott und an den Jüngsten Tag und gebieten das Rechte und verbieten das Unrechte und wetteifern in guten Werken; und sie gehören zu den Rechtschaffenen. Und was sie an Gutem tun, es wird ihnen niemals bestritten; und Gott kennt die Gottesfürchtigen." (Koran, 3:113-115)

"Und siehe, unter den Leuten der Schrift gibt es welche, die an Gott glauben und an das, was zu euch hinabgesandt wurde und was zu ihnen hinabgesandt wurde. Sie sind demütig vor Gott und verkaufen die Zeichen Gottes nicht für einen winzigen Preis Ihr Lohn ist bei ihrem Herrn; siehe, Gott ist schnell im Rechnen." (Koran, 3:199)

Wie diese Verse deutlich aufzeigen, werden reine und aufrichtige Juden und Christen mit feinen Worten im Koran gepriesen und ihnen wird von Gott eine reichhaltige Belohnung versprochen; Gott sagt, dass Er diese Menschen in das Paradies aufnehmen wird. Dies ist ein Ausdruck Seiner Liebe. Wie könnte ein Muslim der Feind von jemandem sein, den Gott liebt, mit dem Gott zufrieden ist und den er im Paradies willkommen heißt? Im Einklang mit dem Koran ist das schlichtweg unmöglich. Solche Feindseligkeit ist nach dem Koran ein Verbrechen. Deshalb begehen die Fanatiker, die falsche Hadithe als ihre Leitschnur nehmen – obwohl die Verse des Korans eindeutig das Gegenteil besagen -, in den Augen des Islams eine Freveltat, wenn sie Feindseligkeit gegenüber der Leute der Schrift verbreiten.

Was geboten ist, ist, die Leute der Schrift unter Verwendung freundlicher und gefälliger Worte zum Islam einzuladen, und anschließend die Entscheidung diesen selbst zu überlassen.

Im Koran werden Christen und Juden als Menschen der Schrift bezeichnet, er gebietet, ihnen respektvoll und barmherzig zu begegnen. Sowohl Christen als auch Juden glauben an Gott und teilen mit den Muslimen dieselben moralischen Werte.

Muslime laden die Leute der Schrift zur "Einheit Gottes" ein

"Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift, es sei denn auf beste Art und Weise, außer mit jenen von ihnen, die unrecht handeln. Und sprecht: 'Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt wurde und was zu euch herabgesandt wurde. Unser Gott und euer Gott ist ein und derselbe. Und Ihm sind wir ergeben.’" (Koran, 29:46)

"Sprich: 'O Leute der Schrift! Kommt herbei! Einigen wir uns darauf, dass wir Gott allein dienen und nichts neben Ihn stellen und dass die einen von uns die anderen nicht zu Herren neben Gott annehmen.’ Und wenn sie den Rücken kehren, dann sprecht: 'Bezeugt, dass wir Gottergebene (Muslime) sind.’" (Koran, 3:64)

Diese Verse zeigen, dass die Pflicht der Muslime nicht darin besteht, die Leute der Schrift zu verunglimpfen, sie in eine Ecke zu drängen, Hass für sie zu empfinden oder sie zu töten. Sie besteht nur darin, sie in der angenehmsten Weise in die Einheit Gottes zu rufen. Das fundamentale Dogma aller drei Weltreligionen ist der Monotheismus. Muslime können sich mit der Leute der Schrift treffen und mit ihnen sprechen; zu ihnen predigen und sie zum Glauben an die Einheit Gottes zu rufen und aller heiligen Schriften, die herabgesandt wurden.

Unter ihnen bestehen Kommunikation, Predigt und Freundschaft. Nach dem Koran hat ein Muslim die Verantwortung, zu einem Juden oder Christen, den er trifft, freundlich zu sprechen und ihn unter Verwendung sehr höflicher Worte dazu einzuladen, an die Einheit Gottes zu glauben; nicht, ihn in eine Ecke zu drängen.

Im Koran war den Juden das Recht zugedacht worden, im Heiligen Land zu leben

Da einigen muslimischen Gemeinden offenbar die Verse des Korans nicht geläufig sind und sie bezüglich des Themas Islam außerordentlich unwissend sind, fordern sie, die Juden aus dem Heiligen Land zu vertreiben und den Staat Israel von der Landkarte zu streichen. Es ist ihnen nicht bewusst, dass sie, wenn sie dies tun, gegen den Koran rebellieren.

Nach dem Koran haben die Juden das Recht, im Heiligen Land zu leben. Verse dazu sind eindeutig:

"Und als Moses zu seinem Volk sprach: 'O Leute! Gedenkt der Gnade Gottes gegen euch, als Er unter euch Propheten erweckte und euch Könige einsetzte und euch gab, was Er keinem in aller Welt gegeben hatte. O Volk! Betritt das heilige Land, das Gott euch bestimmt hat; und kehrt nicht den Rücken, sonst würdet ihr als Verlorene umkehren.’" (Koran, 5:20-21)

"Und Wir sprachen nach seinem Tod zu den Kindern Israels: "Bewohnt das Land. Doch wenn die Verheißung des Jenseits Wirklichkeit wird, werden Wir euch in einer buntgemischten Menschenmenge herbeibringen.'" (Koran, 17:104)

Es wird ganz eindeutig in den Versen des Korans aufgezeigt, und sowohl die Tora als auch der Koran machen deutlich, dass im Heiligen Land Juden existieren müssen. Es ist in der Tat eine gute Sache, dass es Juden im Heiligen Land gibt, und dies ist ein Quell der Freude für wahre Muslime. Es ist eine außerordentlich feine Sache, zu sehen, dass ein Versprechen, das Gott vor 3000 Jahren gegeben hatte, erfüllt wurde und dass wir etwas sehen können, was vom Propheten Abraham (fsai) und dem Propheten Moses (fsai) vorhergesagt wurde. Gott hat offenbart, dass "die Juden in diesen Ländern sein werden", dies war vor Tausenden von Jahren, und wir können jetzt sehen, dass sich dieses Wunder bewahrheitet. Dies ist eine wundervolle Entwicklung, die wir mit Inbrunst und Freude betrachten sollen.

Es ist von großer Wichtigkeit, festzustellen, dass Gott allen aufrechten Gläubigen eine essenzielle Bedingung auferlegt, und das sowohl im Koran als auch in der Tora – "Frieden". Es werden Juden im Heiligen Land sein; es werden auch Muslime und Christen dort sein, und sie werden zusammen sicherstellen, dass Liebe und Frieden in der Region die Oberhand haben. Sie werden in Bruderschaft leben. Es ist viel Platz für alle. Niemand wird gezwungen werden, seine Heimstätte zu verlassen oder vertrieben werden. Das wird nicht geschehen. Das ist ein religiöser Dienst, der alle Juden, Christen und Muslime betrifft: Gott will stets den Frieden für alle von uns.

Muslime, die sich an den Koran halten, wollen gemeinsam mit den Juden und Christen in Frieden und Zufriedenheit leben und sich gegenseitig mit Verständnis, Freundschaft, Respekt und Mitgefühl begegnen.

Abteien, Kirchen und Synagogen müssen nach dem Koran respektiert werden

Ein weiteres wichtiges Faktum, das wir dem Koran entnehmen können, ist, dass Muslime jüdische und christliche Gebetsstätten respektieren müssen. Im Koran sind die Gebetsstätten der Leute der Schrift, etwa Abteien, Kirchen oder Synagogen, als von Gott geschützte dem Gottesdienst geweihte Plätze erwähnt.

"... Und wenn Gott nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt hätte, so wären fürwahr Mönchsklausen, Kirchen, Bethäuser und Gebetsstätten zerstört worden, in denen Gottes Name häufig genannt wird. – Und Gott wird ganz gewiss denjenigen helfen, die Ihm helfen. Gott ist wahrlich Stark und Allmächtig." (Koran, 22:40)

Dieser Vers zeigt jedem Muslim die Wichtigkeit des Respekts und der Fürsorge gegenüber den heiligen Stätten der Leute der Schrift. Der Prophet Muhammad (fsai) hat sowohl mit Heiden als auch mit der Leute der Schrift Verträge geschlossen. Auch Heiden wurden stets gerecht behandelt, und wenn diese danach gefragt haben, unter Schutz gestellt zu werden, hat der Prophet Muhammad (fsai) diese Anfragen stets bereitwillig akzeptiert. Dies bedeutete, diese Gemeinschaften suchten im Angesicht eines Angriffes oder einer falschen Beschuldigung Schutz beim Propheten Gottes (fsai) . Zu seinen Lebzeiten haben viele Muslime und Nichtmuslime beim Propheten Muhammad (fsai) um Schutz angefragt, und er hat sie unter seinen Schutz gestellt und ihre Sicherheit gewährleistet. Im Koran rät Gott den Gläubigen, Anfragen nach Schutz vonseiten der Heiden zu entsprechen. Diesbezüglich sagt Gott Folgendes:

"Und wenn einer der Götzendiener bei dir Zuflucht sucht, dann gewähre ihm Zuflucht, damit er Gottes Wort vernimmt. Dann lass ihn den Ort erreichen, an dem er, sich sicher fühlt. Dies, weil sie ein unwissendes Volk sind." (Koran, 9:6)

Juden und Christen stehen auf Grund der vielen Gemeinsamkeiten mit den Muslimen diesen noch wesentlich näher als jene, die nicht an Gott glauben. Jede dieser Religionen hat ihr Buch, was bedeutet, dass sie Gegenstand eines Buches sind, das Gott herabgesandt hat. Sie wissen, was ihren Schriften gemäß gesetzlich und ungesetzlich ist, und alle halten sich an die Propheten und Gesandten, die sie begleitet hatten. Sie alle glauben an ein Jenseits, und dass sie sich nach ihrem irdischen Leben bei Gott für ihre Taten rechtfertigen müssen. Dadurch gibt es eine gemeinsame Grundlage, auf der man zusammenkommen kann.

Moscheen, Kirchen und Synagogen sind einzigartige Orte des Gebets, an denen der Name Gottes gewürdigt wird. Im Koran teilt Gott den Muslimen mit, dass diese Orte zu beschützen sind und bewahrt werden müssen.

Der Weg zu einer gemeinsamen Formel

Was die Leute der Schrift anbelangt, gibt Gott den Muslimen im Koran den Befehl, nach einer gemeinsamen Formel zu suchen:

"Sprich: 'O Leute der Schrift! Kommt herbei! Einigen wir uns darauf, dass wir Gott allein dienen und nichts neben Ihn stellen und dass die einen von uns die anderen nicht zu Herren neben Gott annehmen.’ Und wenn sie den Rücken kehren, dann sprecht: 'Bezeugt, dass wir Gottergebene (Muslime) sind.’" (Koran, 3:64)

Das ist in der Tat unser Auftrag mit Blick auf Christen und Juden: Als Menschen, die an Gott glauben und Seinen Offenbarungen folgen, lasst uns zur Verständigung über eine gemeinsame Formel kommen – "Glauben". Lasst uns Gott, Der unser Schöpfer und Herr ist, lieben und Seinen Befehlen folgen. Und lasst uns zu Gott beten, auf dass Er uns auf einen noch geraderen Weg führen möge.

Wenn sich Muslime, Christen und Juden sich auf diesem Wege auf eine gemeinsame Formel verständigen können; wenn sie verstehen, dass sie Freunde und keine Feinde sind, dann wird diese Welt zu einem anderen Ort. Die Kriege in vielen Teilen der Welt, die Feindseligkeiten, Ängste und terroristischen Attacken werden enden und eine neue Zivilisation, gegründet auf Liebe, Respekt und Frieden wird auf der Basis dieser "gemeinsamen Formel" entstehen, sobald ein geistiger Kampf gegen radikale Ideen und Ideologien geführt wird, die zur Leugnung Gottes führen.

Es gibt wichtige Fakten, die die Muslime berücksichtigen sollten. Es ist eindeutig, was Gott uns über verschiedene Völker und religiöse Überzeugungen sagt: Die Moral des Korans schließt jedwede Form des Rassismus aus.

Es ist offenkundig, dass es einige unter den Juden gegeben haben mag, die in der Vergangenheit viele Fehler begangen haben, die im Koran auch festgestellt und kritisiert worden sind. Aber all dies darf von keinem Muslim zum Anlass genommen werden, eine generelle Feindseligkeit gegenüber Juden zu empfinden. Verbrechen, die von einigen Juden begangen wurden, können nicht dem Judentum als solchem oder der jüdischen Nation zugeschrieben werden.

Sobald Muslime, Christen und Juden Gott in Einheit verehren und lernen, die Unterschiede zwischen ihnen zu respektieren, wird das Unheil in der Welt ein Ende nehmen.

Einmal mehr ist es ein grundsätzliches Postulat, das dem Koran innewohnt, keine Urteile über Menschen zu fällen, nur weil diese einer bestimmten Rasse, Nation oder Religion angehören. In jeder Gemeinschaft gibt es wunderbare Menschen ebenso wie es schlimme Menschen gibt. Diese Differenzierung wird bereits im Koran vorgenommen. So wird unmittelbar nach der Erwähnung der rebellischen Natur mancher Juden und Christen, die sich gegen Gott und seine Religion gerichtet hatte, deutlich gemacht, dass es sich bei ihnen um Ausnahmen handelt, und deshalb heißt es anschließend auch im Koran:

"Sie sind aber nicht alle gleich. Unter den Leuten der Schrift gibt es eine aufrechte Gemeinde, welche die Verse Gottes zur Zeit der Nacht liest und sich niederwirft. Diese glauben an Gott und an den Jüngsten Tag und gebieten das Rechte und verbieten das Unrechte und wetteifern in guten Werken; und sie gehören zu den Rechtschaffenen. Und was sie an Gutem tun, es wird ihnen niemals bestritten; und Gott kennt die Gottesfürchtigen." (Koran, 3:113-115)

Gott offenbarte all seinen Propheten, dass Er der Einzigartige ist und dass Menschen niemanden außer Ihn anbeten dürfen, niemanden außer Ihm dienen und niemandem außer Ihm gehorchen dürfen. Die Göttliche Botschaft, die Gott den Menschen durch Seine Gesandten übermittelt hat, wurde gegenüber den Menschen seit der Erschaffung des Menschen kommuniziert. Einige Gesellschaften haben die Botschaft akzeptiert und sind dem rechten Weg gefolgt, während andere sie geleugnet und sich von ihr entfernt haben. Dies ist heute immer noch so. Einige Menschen werden sich auf die Seite der Rechtschaffenen begeben, während einige andere ins Verderben rennen werden. Dies ist das Gesetz Gottes. Die Gläubigen sollten sich stets vergegenwärtigen, in ihren Betrachtungen berücksichtigen und nie vergessen, dass es ehrliche, fromme Menschen mit großer Gottesfurcht unter den Angehörigen aller Religionen geben könnte, ebenso wie solche, die sich weit von den religiösen Überzeugungen entfernt haben.

Unsere Hoffnung liegt in der Schaffung einer Welt, in der es Menschen möglich sein wird, in Frieden zusammenzuleben, unabhängig davon, welcher Rasse oder Religion sie angehören; in welcher jede rassistische Perversion zurückgewiesen wird; in der die Rechte jedes Menschen geschützt werden und jeder Mensch Respekt erfährt. Der Kampf, der auf geistigem Terrain gegen Radikalismus und antireligiöse Ideologien geführt werden muss, wird hoffentlich jenen Frieden mit sich bringen, auf den so sehnsuchtsvoll gewartet wurde. Diesbezüglich macht Gott Folgendes im Koran deutlich:

"Die Ungläubigen sind (auch) einer des anderen Beschützer. Wenn ihr nicht entsprechend handelt, entsteht Zwietracht und großes Unheil auf Erden." (Koran, 8:73)

"Hätte es nur unter den Geschlechtern, die vor euch lebten, mehr Tugendhafte gegeben, welche sich den Missetaten auf Erden widersetzten, außer den wenigen, die Wir retteten, während die Übeltäter ihr üppiges Leben weiter fortführten und sich in Sünde verloren." (Koran, 11:116)

Warum sollen die Muslime und die Leute der Schrift gemeinsam agieren?

Ein weiteres Faktum, das Christentum, Judentum und Islam zusammenführt und es für sie alle erforderlich macht, gemeinsam zu agieren, ist, dass atheistische Philosophien in unserer Zeit so mächtig sind. Darüber hinaus ist es der Schaden, den verschiedenste radikale Ansichten angerichtet haben, die später den drei göttlichen Religionen zugefügt worden waren.

Zu den bekanntesten und schädlichsten Philosophien können unter anderem Materialismus, Kommunismus, Faschismus, Anarchismus, Rassismus, Nihilismus und Existenzialismus gerechnet werden. Viele Menschen, die an deren falsche Diagnosen, unwahren Beschreibungen und an die Erklärungen dieser Ideen zum Universum, zur Gesellschaft und an den Mensch glaubten, haben ihren Glauben verloren oder sind in Zweifel gezogen. Was noch schlimmer ist: Diese Ideologien haben Menschen, Gesellschaften und Nationen in große Krisen, Konflikte und Kriege gezogen. Ihr Anteil an der Schuld bezüglich der Leiden und des Kummers, welche die Menschheit bis heute heimsuchen, ist immens.

Während sie Gott und Seine Schöpfung leugnen, basieren alle oben erwähnten Ideologien auf einem so genannten "wissenschaftlichen Weltbild" – und auf die Evolutionstheorie von Charles Darwin. Darwinismus stellt die Grundlage aller atheistischen Philosophien dar. Diese Theorie behauptet – ohne über eine tatsächliche wissenschaftliche Basis zu verfügen – dass sich lebende Organismen infolge von Zufällen und auf dem Wege eines Kampfes ums Dasein entwickelt hätten. Deshalb lautet die heimtückische Botschaft des Darwinismus an die Menschen:

"Du bist niemandem gegenüber verantwortlich, dein Leben beruht auf Zufällen, du musst kämpfen und wenn nötig andere unterdrücken, um Erfolg zu haben. Die Welt ist eine Welt des Konflikts und des Eigennutzes."

Die soziale Botschaft, die darwinistische Konzepte wie "natürliche Selektion", "Kampf ums Dasein" oder "Überleben des Bestangepassten" aussenden, sind Instrumente einer gefährlichen Form der Indoktrination. Die Moral des Bösen ist es, die den Menschen rät, egoistisch, selbstsüchtig, grausam und unterdrückerisch zu sein. Sie zerstört Tugenden wie Erbarmen, Einfühlungsvermögen, Opferbereitschaft und Demut, die moralischen Werte der drei großen monotheistischen Religionen und verkauft dies als vermeintliche Notwendigkeit, um den "Regeln des Lebens" zu genügen.

Die darwinistische Indoktrination ist das exakte Gegenteil der Glaubensüberzeugungen der Leute der Schrift und der Moral des Korans. Konsequenterweise stellt die darwinistische Indoktrination auch die Grundlage einer Welt dar, die inhärent alle drei göttlichen Religionen ablehnt.

Angesichts dieser Tatsache ist es erforderlich für die Leute des Buches und die Muslime, zusammenzuarbeiten, da sie an Gott glauben und die Moral akzeptieren, die Er lehrt. Die Anhänger dieser drei Religionen sollten der Welt die Verfehlungen des Darwinismus verdeutlichen, der keinerlei wissenschaftliche Basis hat, aber sich an den Menschen klammern und den sie zu erhalten suchen, um ihre materialistische Philosophie retten zu können.

Sie sollen in enger Zusammenarbeit auch einen geistigen Kampf gegen alle anderen betrügerischen Ideen (wie Kommunismus, Faschismus oder Rassismus) führen, die dem Atheismus dienen. Sie müssen sich darum bemühen, deutlich zu machen, dass die radikalen Ideen, die später jeder Religion hinzugefügt worden waren, falsch sind und stattdessen die Wahrheit erzählen. Wenn das alles realisiert wird, wird sich die Welt in sehr kurzer Zeit hin zu Frieden, Ruhe und Gerechtigkeit entwickeln.

Die Grausamkeit des Anti-Semitismus muss gestoppt werden

Unsere Welt hat bereits in hohem Maß ihren Anteil an Brutalität abbekommen. Von Hulagu Khan, der damit prahlte, etwa 200 Tausende Muslime während seiner wochenlangen, gewalttätigen Plünderung der Stadt Bagdad getötet zu haben, die auch die komplette Zerstörung jahrhundertealten Kulturerbes mit sich brachte, über die Wikinger, die sich mit Gewalt nahmen, was sie begehrten, bis ins heutige Syrien, wo das Regime das eigene Volk ins Visier nimmt, können wir sagen, dass unsere Welt bereits unvorstellbare Gewaltakte gesehen hat und sie immer noch zu sehen bekommt, etwa in Ost-Turkestan, Kaschmir oder im Irak, und vielerorts sonst.

Manche Gruppen waren durch die Geschichte hindurch allerdings noch stärker von Verfolgung betroffen als andere. So etwa das jüdische Volk: Die Nachstellungen begannen in der Zeit des Pharaos, der ihre Knaben ermorden und nur die Mädchen am Leben ließ. Die Unterdrückung der Juden setzte sich anschließend in der Antike fort, als die Assyrer, Babylonier und Römer Juden ermordeten, sie vertrieben und ihre Tempel und Städte zerstörten. Im Mittelalter wurden die Juden dann wieder ins Visier genommen, stigmatisiert, diskriminiert und von jedem Ort vertrieben, an dem sie Zuflucht suchten. Die Verfolgung ging in der jüngeren Geschichte weiter, als die Nazis sechs Millionen Juden abschlachteten.

Heute geht die Verfolgung noch in manchen Teilen der Welt weiter. Antisemitismus in Europa äußert sich in Form von Belästigungen auf öffentlichen Plätzen, beleidigenden Bemerkungen und diskriminierendem Verhalten im Alltag, aber auch – was noch schlimmer ist – in Form brutaler Übergriffe: etwa im Vandalismus und Plünderungen jüdischer Geschäfte, dem Abbrennen von Autos, Mengen, die "Juden ins Gas" oder "Tötet die Juden" rufen, in gewalttätigen Protesten, Attacken mit Schusswaffen und Brandstiftungen gegen Synagogen, und dem jüngsten Angriff in Creteil (Frankreich), wo ein jüdisches Paar auf brutale Weise in seiner Wohnung angegriffen wurde. Der Vorfall erinnerte in erschreckender Weise an den ebenfalls in Frankreich aufgetretenen Fall aus dem Jahre 2006, als ein junger jüdischer Mann entführt, wochenlang gefoltert und dann nackt zum Sterben abgelegt wurde.

Frankreich ist aber nicht das einzige Land, in dem es Antisemitismus gibt. Von Argentinien bis Tunesien, von Irland bis Spanien scheint es, als ob Juden in einem konstanten Teufelskreis von Hass gefangen wären, der ihre Gemeinschaften trifft. Selbst in den USA scheuen sich jüdische Menschen, ihre Identitäten offenzulegen oder ihren religiösen Pflichten in der Öffentlichkeit nachzugehen. In Brooklyn, New York, kam es zu einem anlasslosen Angriff auf einen 24-jährigen jüdischen Bürger, der eine Kippa trug; auf ein 12-jähriges jüdisches Mädchen wurde von einer Gruppe von Mädchen unter dem Zuruf "Du dreckige Jüdin" eine Flasche geworfen; in Los Angeles wurde ein jüdischer Mann von einer fünfköpfigen Gruppe eingekreist und zusammengeschlagen, die zuvor "Heil Hitler!" rief, in St. Louis wurde ein jüdisches Friedhof geplündert. Und dies waren nicht die einzigen antisemitischen Übergriffe auf US-amerikanischem Boden.

Der Mittlere Osten ist ebenso der Schauplatz der schlimmsten Fälle von Antisemitismus. Insbesondere nach dem jüngsten Gaza-Krieg ist der Hass gegen jüdische Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder dem Grad der Involvierung in den Konflikt in einer erschreckenden Weise gestiegen. Warum aber scheinen manche Menschen zu glauben, es wäre legitim, Juden zu hassen?

In der Vergangenheit sahen manche in den Juden hinterlistige Verschwörer, die sich von den Gesellschaften, in denen sie lebten, absonderten, und die weit verbreitete antisemitische Propaganda, wie sie etwa in den "Protokollen der Weisen von Zion" zum Ausdruck kam, nährte diese Vorstellungen. Dieser entsetzliche Hass wurde weiter bestärkt durch offenkundige Lügen wie die Darstellung, Juden würden das Blut von Kindern trinken, die dazu beitrug, die Juden zum Inbegriff des Bösen zu stempeln. Dieser abscheuliche Hass und die dreckige Propaganda sind heute die treibende Kraft hinter dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern und dieser wird oft zum Vorwand genommen, um Gewalt gegen beliebige jüdische Bürger auf den Straßen auszuüben.

Natürlich machen politische Administrationen oder Individuen innerhalb einer Gemeinschaft Fehler. Das Verfolgen einer gesamten Gemeinschaft auf der Basis des Handelns einiger weniger wird aber weder vom Koran gebilligt noch ist es moralisch. Die jüdischen Menschen sind bekannt für ruhiges und bescheidenes Auftreten. Sie sind stille Menschen, die damit beschäftigt sind, ihrer täglichen Routine und ihren religiösen Pflichten nachzugehen. Das macht es umso schockierender, dass ein so ruhiger Menschenschlag durch die gesamte Geschichte hindurch zum Opfer von Verfolgung geworden ist.

Jede Missbilligung mit manchen Politikern der Regierung Israels soll in zivilisierter Weise erfolgen, ohne irgendwelche Pauschalvorwürfe gegen eine Gemeinschaft zu richten. Gott verbietet Muslimen ein solches vorurteilbehaftetes Verhalten. Im Koran warnt Gott die Gläubigen sogar explizit davor:

"O ihr, die ihr glaubt! Steht in Gerechtigkeit fest, wenn ihr vor Gott bezeugt. Der Hass gegen (bestimmte) Leute verführe euch nicht zu Ungerechtigkeit. Seid gerecht, das entspricht mehr der Gottesfurcht. Und fürchtet Gott. Siehe, Gott kennt euer Tun." (Koran, 5:8)

Es ist sehr naheliegend, dass es in jeder Gruppe, Gemeinschaft oder Nation gute und böse Menschen gibt. So wie es zahllose Mörder, Lügner und Kriminelle in muslimischen Communitys gibt, ist es auch kein Wunder, dass es in jüdischen Gemeinschaften Menschen gibt, deren Handeln alles andere als empfehlenswert erscheint. Dennoch ist es offenkundig absurd und außerordentlich lächerlich, auf Grund des Handelns einiger Einzelner Hass und Antipathie gegenüber einer gesamten Gruppe zu entwickeln. Und was am Wichtigsten ist: Es ist den Lehren des Korans völlig entgegengesetzt.

Dem Koran folgend sind Juden 'Leute der Schrift' und als solche zu respektieren, zu schützen und es ist geboten, sich ihnen in Liebe zu nähern. Gott preist Juden in zahlreichen Versen für ihre hingebungsvolle Art und Frömmigkeit und in der Tat geben die Juden in ihrer unverbrüchlichen Loyalität zum Propheten Moses (fsai) ein großartiges Beispiel für die Muslime.

All diese Fakten machen es in offenkundiger Weise deutlich, dass es weder im Islam noch im Judentum irgendeine Basis für eine derartige Feindseligkeit gibt. Wenn jeder begreift, dass Gott diese Welt der Liebe wegen geschaffen hat und dass es gegen Gottes Willen ist, feindselige Gefühle gegeneinander zu hegen, werden Brüderlichkeit und Frieden die Oberhand bewahren.

Die Verfolgung der Juden im Laufe der Geschichte war im Grunde eine Folge rassistischer Vorurteile, die dem Islam in jeder Weise entgegenstehen. Kein Muslim darf einen ungerechten und grausamen Umgang mit Juden dulden.

Das Verhältnis unseres Propheten (fsai) zu der Leute der Schrift

◉ Es gibt Berichte über unseren Propheten (fsai) , wonach dieser Hochzeitsfeiern von der Leute der Schrift mitgefeiert habe, sie besucht habe, als sie krank waren und ihnen Geschenke überreicht habe.

◉ Als ihn die Christen von Najran besucht hatten, hat der Prophet Muhammad (fsai) seine Robe auf den Boden gelegt, um ihnen eine Sitzgelegenheit zu schaffen.

◉ Eine der Frauen unseres Propheten (fsai) war Marya bint Sham'ûn (auch bekannt als Maryam al-Qubtiyyah), eine koptische Christin aus Ägypten.

◉ Unsere Mutter Safiyya bint Huyayy, eine der Frauen des Propheten (fsai) , war die Tochter des Anführers des jüdischen Stammes Banu Nadir aus Medina, Huyayy ibn Akhtab.

◉ Der Prophet Muhammad (fsai) machte es den Juden möglich, zu einer Partei der Verfassung von Medina zu werden, die zusammen mit den Klans der Aws und Khazraj unterfertigt wurde; damit sicherte er das Überleben der Juden als separater religiöser Gruppe inmitten von Muslimen.

◉ Im jenem Artikel der Verfassung von Medina, in dem es hieß "Die Juden von Banu Awf sind eine Gemeinschaft zusammen mit den Gläubigen. Den Juden ihre Religion und den Muslimen ihre", wurde in der Zeit unseres Propheten (fsai) die Grundlage für den Respekt gelegt, den Muslime gegenüber den jüdischen Traditionen hegen und ihrem Glauben hegen. Die Artikel 26-33 derselben Verfassung stellen fest, dass die Leute der Schrift die gleichen Rechte wie die Muslime haben, während es Artikel 16 verbietet, ihnen Unrecht anzutun.

◉ Im Jahr 630 A.D., erteilte unser Prophet (fsai) folgenden Befehl an die Gesandten des Königs von Himyar, der nach Medina gekommen war, um zu verkünden, dass sein Volk jetzt muslimisch geworden sei: "Wenn ein Jude oder Christ Muslim wird, wird er den Gläubigen gleichgestellt. Wer aber Jude oder Christ bleiben will, darf nicht gestört werden." (Ibn Hisham, as-Seera, II, 586)

◉ Die Christen von Najran sandten eine Delegation von 60 Mitgliedern nach Medina. Als diese dort ankam, betraten sie erst das Haus unseres Propheten (fsai) und als die Gebetszeit gekommen war, äußerten die den Wunsch, die Moschee zu besuchen. Die Menschen protestierten dagegen, aber der Prophet (fsai) gewährte ihnen Zutritt. Sie wandten sich nach Osten und beteten. (Ibn Hisham, as-Seera, Beirut, I, 573-574; Hamidullah, The Prophet of Islam, I, 619-620)

◉ Die Rechte der Leute der Schrift wurden in der Zeit des Propheten (fsai) in Verträgen, die mit Juden und Christen abgeschlossen wurden, unter Schutz gestellt. Wann immer in späterer Zeit Differenzen auftraten, konnten sich die Leute der Schrift auf diese Rechte berufen. Als etwa die Christen von Damishq ein Problem hatten, zeigten sie dem Ehrwürdigen Omar, dem Kalifen jener Zeit, ihren Vertrag und baten um eine Lösung. Dies ist ein bekanntes Faktum, das sogar den Weg in die Geschichtsbücher gefunden hat.

◉ Der Text des Vertrages unseres Propheten (fsai) mit dem Christen Ibn Harith ibn Ka´b und seinem Volk enthält unter anderem folgende Passagen: "Gegenüber Sayyid Ibn Harith ibn Ka’b, seinen Glaubensbrüdern und allen, die die christliche Religion ausüben, sei es im Osten oder im Westen, in nahen oder entfernten Regionen, seien sie Araber oder Ausländer, bekannt oder unbekannt... bekenne ich mich dazu, sie zu unterstützen, ihre Angehörigen unter meinen Schutz zu stellen und auch ihre Kirchen, Kapellen, Gebetsstätten, die Abteien und ihre Mönche, die Residenzen ihrer Einsiedler, wo immer diese auch liegen mögen, in den Tälern oder in den Bergen, Höhlen oder bewohnten Regionen, in den Ebenen oder in der Wüste. Ich werde ihre Religion und ihre Kirche schützen, wo immer sie sich auch befinden, zu Wasser und zu Lande, im Osten oder Westen, mit höchster Wachsamkeit meinerseits, aufseiten der Menschen meines Hauses und der Muslime insgesamt. [...] Kein Christ wird gewaltsam zum Muslim gemacht werden, und streitet nicht mit der Leute der Schrift, außer wenn es um bessere Möglichkeiten geht. (29:46) Sie müssen unter den Flügel des Erbarmens geschützt sein. Wo immer und in welchen Land sie sich auch befinden, wehrt allen Schaden ab, der ihnen zuteilwerden könnte."

◉ Die Satzungen, die unser Prophet (fsai) der Leute der Schrift von Adruk, Makna, Khaybar, Najran und Aqaba' gegeben hat, zeigen auch, dass das Leben und das Eigentum der Leute der Schrift unter dem Schutz der Muslime standen und dass ihr Recht auf Glaubens- und Religionsausübungsfreiheit respektiert wurde.

◉ Als unser Prophet (fsai) erstmals zu predigen begann, traf er in Mekka zuerst auf eine Gruppe von Christen. Und einer der Menschen, die zu unserem Propheten (fsai) und Hazrat Khadija in den ersten Tagen der Offenbarung sprachen, war Waraqa bin Naufal, ein Christ, der handgeschriebene Ausgaben der Bibel besaß. (Sahih Bukhari)

◉ Kirchen, die in der Zeit der Kalifen zerstört wurden, wurden von den Muslimen wieder hergestellt; und die Erlaubnis zur Errichtung neuer Synagogen und Kirchen wurde erteilt. So wurde etwa die Abtei von St. Sergios, die durch den Patriarchen Mar Amme niedergebrannt worden war, in der Zeit von Uthman wiedererrichtet.

◉ Muslime pflegten ihr Freitagsgebet nach der Eroberung Syriens in der Kirche St. Johannes in Damaskus zu verrichten. An ebendemselben Ort hielten die Christen an den Sonntagen ihre Gottesdienste ab, Angehörige beider religiöser Gemeinschaften nutzten dieselbe Einrichtung, um in Frieden ihre religiösen Zeremonien abzuhalten.

Die Praxis unseres Propheten (fsai) bezüglich der Tora und der Bibel

Abu Huraira berichtete: Die Leute der Schrift pflegten die Tora in Hebräisch zu lesen und sie anschließend den Muslimen auf Arabisch zu erklären. (Sahih Bukhari, Buch 92, Hadith 460)

Al-Hafiz al-Zahabi berichtet, dass Abu ibn Salam, ein vom Judentum zum Islam Konvertierter, zum Propheten (fsai) kam und sprach: "Ich habe den Koran und die Tora (letzte Nacht) gelesen." Dieser habe darauf geantwortet: "Lies das eine in der einen und das andere in einer anderen Nacht." (al-Thalabi, Al-Iman al-Thalabi Tathkarar al-Huffadh, Vol. 1, S. 27) Abdullah ibn Amr, einer der engsten Freunde des Propheten (fsai) , soll regelmäßig die Tora gelesen haben. In einer Nacht träumte er, er hätte in einer Hand Öl gehalten und in der anderen Honig, und dass er manchmal von der einen Hand und manchmal von der anderen Hand gegessen hatte. Abdullah ibn Amr beschrieb diesen Traum dem Propheten (fsai) . Der Prophet (fsai) deutete ihm diesen Traum dahingehend, dass dieser sich auf die zwei Bücher beziehe und darauf, dass er manchmal aus dem einen und manchmal aus dem anderen lese. (Sahih Bukhari, Vol. 6, Hadith 987, S. 439)

Von Abu Sa'id al-Khudri wird überliefert: "Wir fragten den Propheten (fsai) : ‚O Gesandter Gottes! Können wir Berichten der Kinde Israels vertrauen?' Er sagte. "Ja, ihr könnt Berichten der Kinder Israels vertrauen. Es gibt kein Problem. Ihr müsst wissen, dass, wenn ihr ihren Erzählungen vertraut, auch noch mehr an interessanter Information vorhanden ist." (Musnad of ibn Hanbal, 111/12, Hadith 11034)

Unser Prophet (fsai) hat immer den Frieden bevorzugt

Unser Prophet (fsai) hat niemals den Krieg begehrt und über die Jahre hinweg hat er große Anstrengungen unternommen, um den Islam auf friedlichem Wege zu verbreiten. Er war geduldig im Angesicht schwer wiegender Übergriffe und großen Drucks. Nur wenn er mit solchen Angriffen zu tun hatte, hat er im Lichte der Offenbarung Gottes Erlaubnis zum Krieg erteilt. Er hat nie einen Krieg erklärt, solange er auch nur die geringste Möglichkeit gesehen hatte, Frieden zu schließen und solange die Angriffe des Feindes und dessen Druck noch keine Lebensgefahr mit sich brachten.

Zu Lebzeiten unseres Propheten (fsai) , war die Mu’tah-Expedition die blutigste und schwierigste, die von den Muslimen in Angriff genommen wurde. Er ernannte Zayd ibn Harithah zum Kommandanten seiner Armee und ermahnte die Truppen:

"Führt den Krieg im Namen Gottes, auf dem Pfade Gottes und gegen jene, die Gott leugnen. Haltet euch von jedem Verrat fern. Trennt keine Ohren, Nasen oder anderen Körperteile ab. Tötet keine Frauen und Kinder, keine Älteren und keine Geistlichen an ihren Gebetsstätten. Schneidet keine Dattelpalmen und keine anderen Bäume ab, zerstört keine Häuser." (Bukhari)

Auf der Basis dessen, was der Prophet (fsai) angeordnet hat, haben muslimische Gelehrte die folgenden Prinzipien herausgearbeitet, die man auch als "Prinzipien des islamischen Kriegsrechts" bezeichnen könnte:

◉ Krieg ist nur gegen diejenigen erlaubt, die diesen betreiben und sich darin engagieren.

◉ Priestern in Kirchen, Kindern, Frauen und älteren Menschen darf nie Schaden zugefügt werden.

◉ Ausgesäte Felder dürfen nie beschädigt werden.

◉ Verträge und Vereinbarungen dürfen nie gebrochen werden.

◉ Es darf keinen Tieren Schaden zugefügt werden.

◉ Grausamkeit und Folter sind verboten.

◉ Es dürfen keine Städte zerstört werden. (Abdurrahman Azzam, "Allah'ın Peygamberlerine Emanet Ettigi Ebedi Risalet", Diyanet Isleri Baskanligi, 1948)

Ein Grund dafür, dass die Zeit des Propheten (fsai) durch Frieden und Sicherheit gesegnet war, war seine von Gerechtigkeit geprägte Haltung, die ganz im Einklang mit der Moral des Korans stand. Auch ausländische Autoren waren beeindruckt von seinem herausragenden Charakter und priesen die Moral unseres Propheten (fsai) in ihren Arbeiten.

In seinem Buch "Der wahre Islam" beschrieb George Bernard Shaw diese herausragenden Eigenschaften wie folgt:

"Ich habe die Religion Muhammads immer in hoher Weise wertgeschätzt, ihrer wundervollen Vitalität wegen. Es ist die einzige Religion, von der ich den Eindruck habe, sie verfügt über die anpassungsfähige Kapazität hinsichtlich der wechselvollen Phase der menschlichen Existenz, die sie für jedes Alter attraktiv erscheinen lassen kann. Ich habe ihn studiert... man muss ihn den Retter der Menschheit nennen. Ich glaube, dass, wenn ein Mann wie die Macht über die moderne Welt ergreifen könnte, dass er Erfolg darin hätte, die Probleme der Welt in einer Weise zu lösen, die ihr mehr Frieden und Glück bringen würde." (Sir George Bernard Shaw in 'The Genuine Islam,' 1936, http://www. geocities.com/Athens/Forum/9192 /mainquote2.html#shaw)

Auch in unserer Zeit ist das Handeln nach der Moralität des Korans, bereinigt von jedweder Bigotterie, die Antwort auf alle Konflikte, Kämpfe und Instabilitäten in der Welt. Wie unser Prophet (fsai) sollen auch wir nie vom Pfad der Gerechtigkeit abweichen, und stets die Rechte der unterschiedlichen Gemeinschaften und Individuen respektieren, welche auch immer ihre Glaubensüberzeugungen und Identitäten sein mögen.

Unser Prophet (fsai) schloss viele Verträge mit der Leute der Schrift

Zahlreiche Vereinbarungen, die in der Zeit unseres Propheten (fsai) abgeschlossen worden waren, gewährten den jüdischen und christlichen Gemeinschaften bestimmte Vorrechte und garantierten ihre Rechte und ihre Existenz. Ein Beispiel dafür sind die Privilegien, die den Mönchen der Abtei St. Katharina auf dem Berg Sinai gewährt wurden. Diese Dokumente gewährten die gesetzlichen, religiösen und sozialen Rechte jener Juden und Christen, die unter islamische Herrschaft fielen oder die Souveränität des Islams anerkannten. Probleme wurden unter Bezugnahme auf diese Dokumente gelöst. So erwähnen die Geschichtsbücher etwa, dass die Christen in Damaskus mit den Dokumenten bezüglich ihrer Privilegien an den Kalifen Omar herantraten, als sie mit einem Problem konfrontiert waren und den Kalifen darum ersuchten, dieses einer angemessenen Lösung zuzuführen.